Anfang des Monats war es für mich mal wieder Zeit, mein
Leben umzukrempeln: ein Umzug stand auf dem Plan, ein neuer Job und eine neue,
unglaublich wichtige und im gleichem Maße einschüchternde Aufgabe.
Eigentlich bin ich ja ein Freund von Umzügen, weil Umzüge
ein bisschen frischen Wind in den gewohnten Alltag bringen. Neue Umgebung, neue
Leute, neue Lieblings-Bars und –Cafés. Und dieses Mal ging es, verglichen mit
meinen letzten größeren Umzügen - auch wirklich nicht weit weg: meine neue
Wohnung ist genau zwei U-Bahn-Stationen von meiner alten entfernt. Trotzdem
fiel mir der Umzug nicht ganz leicht. Das ist immer ein komisches Gefühl, wenn
die Menschen, mit denen man zusammen gewohnt hat und die man morgens beim Frühstück
und abends beim Chillen auf der Couch immer um sich hatte, plötzlich nicht mehr
in der gleichen Wohnung sind. Und bis es in der neuen WG so ist wie in der
alten, das dauert erfahrungsgemäß ein Weilchen. Inzwischen ist das Zimmer, in
das ich eingezogen bin, nicht mehr irgendein Zimmer, sondern mein Zimmer und
die Leute, die da noch so in der Wohnung sind, sind meine Mitbewohner. Das Kiez
zu erkunden war dieses Mal wirklich sehr spannend, weil ich in einen Teil der
Stadt gezogen bin, in dem 24 Stunden am Tag was los ist. Straßenmusik um vier
Uhr morgens gehört da genauso dazu wie Solidarität-für-Kobane-Demos, die die
Straßen für Stunden verstopfen und Dönerbuden, die einfach immer offen haben.
Ein paar Tage nach dem Umzug kam dann direkt mein erster Tag
auf meiner neuen Arbeit. Das Ende meines letzten Praktikums hatte ich schon
seit Wochen ungeduldig herbei gesehnt und konnte es gar nicht erwarten, Anfang
Oktober endlich kein Praktikant mehr zu sein, sondern einen richtigen Job zu
haben. Der neue Job erfüllt bis jetzt auch alle Erwartungen: nette Kollegen,
interessante Aufgaben und ein Arbeitsplatz bei einer Firma, an der ich vor
einigen Monaten noch neidisch guckend vorbei gelaufen bin und mir gedacht hab
„Da zu arbeiten wäre echt der Wahnsinn“.
Also alles perfekt, bis auf diese neue Aufgabe. Sie heißt
Bachelorarbeit, sieht absolut unbezwingbar aus und guckt mich die meiste Zeit
einschüchternd und vorwurfsvoll an. Seit ich angefangen habe zu studieren, hab
ich das Thema Bachelorarbeit immer ganz weit von mir weg geschoben. „Dauert ja
noch“. Und jetzt ist sie plötzlich da und will geschrieben werden. Hurra, da
ist der Ernst des Lebens wieder: Tag für Tag in der Bibliothek sitzen und das
Gefühl haben, dass alle um einen rum viel produktiver sind; stundenlang auf
eine leere Word-Seite gucken, weil man nicht weiß, wie man den Satz anfangen
soll, und feststellen, dass das Buch, auf das man ewig gewartet hat und das die
nötige Erleuchtung bringen sollte, kein bisschen hilfreich ist. Aber zwischen
die „Ich schaff das nicht, ich hab zu wenig Zeit, wofür brauch ich überhaupt
einen Bachelor“-Gedanken, schleicht sich auch ab und zu ein „In sechs Wochen
bist du fertig, dann darfst du erstmal Urlaub machen und bist dann fertiger
Bachelor“-Gedanke. Und der motiviert dann doch ein kleines bisschen.