Vielen lieben Dank an meine tollen Models! :)
Mehr Fotos vom Shooting gibt's hier.
31. August 2014
28. August 2014
Der Versuch, Denkanstöße über moderne Straßenkunst zu vermitteln
Wie kann man heute gesellschaftskritische Denkanstöße vermitteln, die nicht in der Flut von Nachrichten, Social Media Posts und Plakaten untergehen? Wie kann man mit geringen Mitteln eine politkritische Aktion starten, die viel Aufmerksamkeit erregt und ein großes Medienecho erzeugt?
Diese und ähnliche Fragen beschäftigten wohl den deutschen Lichtkünstler Oliver Bienkowski, als er 2008 seine erste Aktion realisierte. „Wer soll das bezahlen, wer hat das bestellt, wer hat so viel Pinke-Pinke, wer hat so viel Geld?“ – diesen Schriftzug projizierte Bienkowski damals an das Gebäude der Hypo Real Estate in München. Anlass war die Banken- und Finanzkrise und Ziel der Aktion war es, öffentlich Kritik an den Banken zu üben.
In den nächsten Jahren folgten ähnliche Aktionen: 2013 strahlte er den Slogan „United Stasi of America“ an die US Botschaften in Berlin, Düsseldorf und Frankfurt, einige Monate später „NSA in da House“ mitsamt einem Portrait von Barack Obama, als Reaktion auf die NSA-Spionageaffäre. Gegen den Waffenhandel protestierte er, indem er „Thanks No TANKS to Saudi Arabia“ ans Kanzleramt projizierte und gegen Tierquälerei mit dem Slogan „Zoos are animal prisons“ an einem Zoo in Kopenhagen.
Er selbst nennt seine Lichtkunst moderne Streetart, eine Form der Kunst mit gesellschaftskritischer Botschaft. Neumodisches Graffiti sozusagen.
Die Projektionen bleiben meist höchstens fünf Minuten auf der Fassade, dann werden sie polizeilich untersagt. Doch Bienkowski reicht das. Für ihn steht nicht die Aktion selbst im Vordergrund, sondern die anschließende Kommunikation über Onlinemedien und Social-Media-Kanäle. Sein Team filmt die Projektion und stellt die Videos anschließend auf Youtube und andere Social Media Portale. Doch dort scheinen sie sich noch nicht so gut zu verbreiten wie erwünscht. In letzter Zeit berichteten zwar auch Leitmedien und sogar ausländische Medien über seine Aktionen, doch wirklich bekannt sind diese trotzdem noch nicht.
Kein Grund für ihn, damit aufzuhören. Er sieht in diesen Botschaften eine Möglichkeit, Menschen zu erreichen, auf Missstände aufmerksam zu machen und den Diskurs darüber anzuregen. Und vielleicht hat er damit Recht. Vielleicht brauchen wir eher aussagekräftige Slogans als seitenlange Artikel; vielleicht brauchen wir Aktionen, die anders sind und auffallen, statt immer die gleichen Brot-für-die-Welt- und PETA-Plakate, um wirklich etwas zu verändern. Vielleicht sind gerade die Leute entscheidend, die vor den Projektionen neugierig stehen bleiben und darüber schmunzeln müssen; auch wenn das nur ein paar sind.
Was immer man von den Aktionen halten mag, eins ist auf jeden Fall sicher: Lichtprojektionen sind die friedlichsten und unaufdringlichsten Protestaktionen seit langem. Und wer die Botschaft nicht versteht, für den sind sie wenigstens hübsch anzuschauen.
Diese und ähnliche Fragen beschäftigten wohl den deutschen Lichtkünstler Oliver Bienkowski, als er 2008 seine erste Aktion realisierte. „Wer soll das bezahlen, wer hat das bestellt, wer hat so viel Pinke-Pinke, wer hat so viel Geld?“ – diesen Schriftzug projizierte Bienkowski damals an das Gebäude der Hypo Real Estate in München. Anlass war die Banken- und Finanzkrise und Ziel der Aktion war es, öffentlich Kritik an den Banken zu üben.
Quelle: Augsburger Allgemeine |
Er selbst nennt seine Lichtkunst moderne Streetart, eine Form der Kunst mit gesellschaftskritischer Botschaft. Neumodisches Graffiti sozusagen.
Quelle: interaksyon.com |
Quelle: rt.com |
Kein Grund für ihn, damit aufzuhören. Er sieht in diesen Botschaften eine Möglichkeit, Menschen zu erreichen, auf Missstände aufmerksam zu machen und den Diskurs darüber anzuregen. Und vielleicht hat er damit Recht. Vielleicht brauchen wir eher aussagekräftige Slogans als seitenlange Artikel; vielleicht brauchen wir Aktionen, die anders sind und auffallen, statt immer die gleichen Brot-für-die-Welt- und PETA-Plakate, um wirklich etwas zu verändern. Vielleicht sind gerade die Leute entscheidend, die vor den Projektionen neugierig stehen bleiben und darüber schmunzeln müssen; auch wenn das nur ein paar sind.
Was immer man von den Aktionen halten mag, eins ist auf jeden Fall sicher: Lichtprojektionen sind die friedlichsten und unaufdringlichsten Protestaktionen seit langem. Und wer die Botschaft nicht versteht, für den sind sie wenigstens hübsch anzuschauen.
26. August 2014
[Unterwegs] County Dublin Part I: Howth
Die Landschaft der County Dublin (also alles, was um Dublin herum
liegt und nicht mehr zum Stadtgebiet zählt) ist unglaublich vielseitig
und bietet wunderschöne Ausflugsziele. Während meiner Zeit in Irland
habe ich jedes Wochenende genutzt, um mit der Bahn einen Tagesausflug
ans Meer oder in die Berge zu machen. Das geht dort auch wirklich
perfekt, weil man schon nach 20 Minuten Fahrt außerhalb der Stadt und
inmitten der schönsten Landschaft ist.
Die Halbinsel Howth im Nordosten von Dublin gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Ausflugszielen in dieser Gegend. Ich war inzwischen sechs Mal dort und bin jedes Mal aufs Neue fasziniert von der Landschaft. Es wird auch einfach nicht langweilig dort, weil man bei jedem Besuch immer noch neue Ecken entdeckt.
Die Fahrt nach Howth dauert ca 30 Minuten und ist alles andere als langweilig. Schon kurz hinter Dublin fährt die Bahn an der Küste entlang und man hat (wenn nicht gerade Ebbe ist) einen tollen Ausblick auf den Strand und das Meer.
In Howth angekommen, riecht man sofort das Meer und den Hafen (und das nicht im Sinne von „es stinkt nach Algen und Fisch. ;)). Ich persönlich finde den Hafen von Howth nicht sonderlich spektakulär – es ist kein großer Hafen, sondern nur ein Fischerei-Hafen – aber der Weg dorthin lohnt sich trotzdem, da man dort richtig guten und frischen Fisch essen kann. Mit Blick aufs Meer, versteht sich. :)
Man sollte sich allerdings nicht zu lange am Hafen aufhalten, denn Howth hat noch viel mehr zu bieten. Direkt an der Bahn-Station findet man eine Tafel mit verschiedenfarbigen Pfeilen, die einen in unterschiedlichen langen Rundwegen über die Insel leiten. Die Routen sind zwischen 4 und 10 km lang und alle sehr sehenswert. Man muss sich hier noch nicht entscheiden, welche man wählt, da die Routen die ersten 2,5 km sowieso zusammen verlaufen.
Folgt man den Routen, wird man aus dem Ort Howth herausgeführt und landet aus einem kleinen Trampelpfad, der direkt an den Klippen einmal um die Insel führt. Wenn man diesen Weg das erste Mal betritt, ist man einfach nur überwältigt. Man steht am Rand einer Klippe, riecht das Meer, sieht in der Tiefe die Brandung gegen die Felsen schlagen und spürt den Wind in den Haaren. Meist sind kaum andere Menschen um einem herum, sondern wirklich nur Natur und das Meer. :)
Der Weg führt an mal mehr, mal weniger gefährlichen Steilklippen entlang und wer auf Nervenkitzel steht, kann sich an den Rand der Klippen setzen und die Füße baumeln lassen. Wenn man Glück hat, sieht man sogar Seerobben im Wasser und angeblich gibt’s dort auch Delfine, ich hab allerdings in Howth noch keine zu Gesicht bekommen.
Wenn man ca ein Drittel der Insel umrundet hat, sieht man eine Landzunge ins Meer ragen, auf der ein Leuchtturm steht. Dieser ist so etwas wie das Wahrzeichen von Howth und definitiv ein Foto wert.
An dieser Stelle teilen sich die Routen und man muss sich entscheiden, ob man noch 1,5 oder noch 2,5 Stunden laufen möchte. Die längste Route geht noch ein Stück am Meer entlang und dann über die Insel zurück; die anderen Routen gehen direkt über die Insel zurück. Wer Baden möchte, sollte auf jeden Fall die lange Route nehmen, die führt nämlich noch an einem Strand vorbei.
Ich hab alle Routen schon einmal ausprobiert und muss sagen, dass die lange Route wirklich sehr lang ist. Es lohnt sich definitiv, weil da wirklich noch sehr schöne Ecken kommen, aber gegen Ende wird der Weg dann doch ein bisschen lang.
Zurück im Ort kann man sich noch eine Portion Fish-and-Chips Portion gönnen bevor man sich auf den Rückweg nach Dublin macht - die schmeckt in Howth nämlich besonders gut.:)
Wer in Dublin ist und ohne großen Aufwand ein wunderschönes Stückchen Irland sehen möchte, sollte sich Howth auf keinen Fall entgehen lassen. Man findet dort bestimmt nicht die spektakulärsten Klippen Irlands, aber eine wunderschöne Landschaft (die nicht touristisch überlaufen ist) und eine angenehme Abwechslung zur Großstadt, die nur wenige Kilometer entfernt liegt.
Die Halbinsel Howth im Nordosten von Dublin gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Ausflugszielen in dieser Gegend. Ich war inzwischen sechs Mal dort und bin jedes Mal aufs Neue fasziniert von der Landschaft. Es wird auch einfach nicht langweilig dort, weil man bei jedem Besuch immer noch neue Ecken entdeckt.
Die Fahrt nach Howth dauert ca 30 Minuten und ist alles andere als langweilig. Schon kurz hinter Dublin fährt die Bahn an der Küste entlang und man hat (wenn nicht gerade Ebbe ist) einen tollen Ausblick auf den Strand und das Meer.
In Howth angekommen, riecht man sofort das Meer und den Hafen (und das nicht im Sinne von „es stinkt nach Algen und Fisch. ;)). Ich persönlich finde den Hafen von Howth nicht sonderlich spektakulär – es ist kein großer Hafen, sondern nur ein Fischerei-Hafen – aber der Weg dorthin lohnt sich trotzdem, da man dort richtig guten und frischen Fisch essen kann. Mit Blick aufs Meer, versteht sich. :)
Man sollte sich allerdings nicht zu lange am Hafen aufhalten, denn Howth hat noch viel mehr zu bieten. Direkt an der Bahn-Station findet man eine Tafel mit verschiedenfarbigen Pfeilen, die einen in unterschiedlichen langen Rundwegen über die Insel leiten. Die Routen sind zwischen 4 und 10 km lang und alle sehr sehenswert. Man muss sich hier noch nicht entscheiden, welche man wählt, da die Routen die ersten 2,5 km sowieso zusammen verlaufen.
Folgt man den Routen, wird man aus dem Ort Howth herausgeführt und landet aus einem kleinen Trampelpfad, der direkt an den Klippen einmal um die Insel führt. Wenn man diesen Weg das erste Mal betritt, ist man einfach nur überwältigt. Man steht am Rand einer Klippe, riecht das Meer, sieht in der Tiefe die Brandung gegen die Felsen schlagen und spürt den Wind in den Haaren. Meist sind kaum andere Menschen um einem herum, sondern wirklich nur Natur und das Meer. :)
Der Weg führt an mal mehr, mal weniger gefährlichen Steilklippen entlang und wer auf Nervenkitzel steht, kann sich an den Rand der Klippen setzen und die Füße baumeln lassen. Wenn man Glück hat, sieht man sogar Seerobben im Wasser und angeblich gibt’s dort auch Delfine, ich hab allerdings in Howth noch keine zu Gesicht bekommen.
Wenn man ca ein Drittel der Insel umrundet hat, sieht man eine Landzunge ins Meer ragen, auf der ein Leuchtturm steht. Dieser ist so etwas wie das Wahrzeichen von Howth und definitiv ein Foto wert.
An dieser Stelle teilen sich die Routen und man muss sich entscheiden, ob man noch 1,5 oder noch 2,5 Stunden laufen möchte. Die längste Route geht noch ein Stück am Meer entlang und dann über die Insel zurück; die anderen Routen gehen direkt über die Insel zurück. Wer Baden möchte, sollte auf jeden Fall die lange Route nehmen, die führt nämlich noch an einem Strand vorbei.
Ich hab alle Routen schon einmal ausprobiert und muss sagen, dass die lange Route wirklich sehr lang ist. Es lohnt sich definitiv, weil da wirklich noch sehr schöne Ecken kommen, aber gegen Ende wird der Weg dann doch ein bisschen lang.
Zurück im Ort kann man sich noch eine Portion Fish-and-Chips Portion gönnen bevor man sich auf den Rückweg nach Dublin macht - die schmeckt in Howth nämlich besonders gut.:)
Wer in Dublin ist und ohne großen Aufwand ein wunderschönes Stückchen Irland sehen möchte, sollte sich Howth auf keinen Fall entgehen lassen. Man findet dort bestimmt nicht die spektakulärsten Klippen Irlands, aber eine wunderschöne Landschaft (die nicht touristisch überlaufen ist) und eine angenehme Abwechslung zur Großstadt, die nur wenige Kilometer entfernt liegt.
Themen:
Unterwegs: Irland
21. August 2014
[Unterwegs] Panorama Route, Südafrika
2011 arbeitete ich für einige Wochen in einem Nationalpark
in Südafrika und nutze meine freien Tage dort natürlich, um ausgiebig das Land
zu erkunden. Südafrika ist landschaftlich ein unglaublich vielseitiges Land und
in jedem Teil des Landes, entdeckt man neue atemberaubende Landschaften.
Einer der tollsten Ausflüge, die ich dort gemacht hab, ging
zur Panorama-Route in der Provinz Mpumalanga im Osten Südafrikas. Die Straße befindet
sich an den nördlichen Ausläufern der Drakensberge. Dadurch ist die Landschaft
dort sehr vielseitig und man hat sowohl tolle Ausblicke auf die Berge als auch aufs
Flachland.
Unser erstes Ziel auf der Panorama-Route war der Blyde River
Canyon. Das ist der drittgrößte Canyon der Welt und eines der größten
Naturwunder Afrikas. Das war das erste Mal, dass ich einen Canyon gesehen hab
und ich war schlicht und einfach unbeschreiblich begeistert. Der Canyon besteht
zum Großteil aus rotem Sandstein und sieht dadurch auch in der Trockenzeit toll
aus. Wenn man von der Panorama-Route kommt, steht man oben am Canyon und hat
einen wunderbaren Blick über den gesamten Canyon und den Fluss, der durch
fließt. Ich kann dem Ausblick mit Beschreibungen nie und nimmer gerecht werden,
deswegen hier einfach ein paar Fotos davon. :)
Blyde River Canyon |
Das Beste am Blyde River Canyon ist, dass es nirgendwo einen
Zaun oder eine Absperrung gibt. Am Parkplatz steht lediglich ein Schild, dass
man nicht zu nah an den Rand gehen soll und den Wind nicht unterschätzen soll. Man
hat also die Möglichkeit, in die entlegensten Winkel zu klettern oder sich
bäuchlings an den Rand zu legen und in den Abgrund zu gucken. Was wir natürlich
auch gemacht haben. Dabei entdeckt man dann zum Beispiel Affen, die überall im
Canyon leben und an den Felsen klettern. Der Canyon ist 800 Meter tief und das
Gefühl, das man bekommt, wenn man auf den warmen Felsen liegt und in die Tiefe
schaut ist einfach unbeschreiblich. Sonne auf der Haut, Wind in den Haaren und
den Blick in die unglaubliche Weite Südafrikas gerichtet, das fühlt sich nach
Freiheit an. :) Der Blyde River Canyon ist glücklicherweise auch noch nicht von Touristen
überlaufen. Es gibt deswegen dort keine Kioske und Stände, an denen man
Erinnerungen kaufen soll, sondern tatsächlich einfach nur Natur.
Blyde River Canyon |
Die Route führte uns weiter in den Ort Graskop, in dem wir
bei Harries Pancakes eine Mittagspause machen. Dieser Laden ist ein kleiner
Geheimtipp und hat die wohl besten Pancakes des Landes. Das kann ich nur
bestätigen, sie waren so gut, dass ich gleich drei bestellt hab. ^^
Nördlich von Graskop kommt man zum sogenannten God’s Window, einem der spektakulärsten Aussichtspunkte auf der Panorama-Route. Man hat von dort einen wunderbaren Ausblick auf die Klippen am Rand des Gebirges und über das gesamte südafrikanische Flachland. Wenn die Luft klar ist, kann man sogar Mozambique sehen. Der Aussichtspunkt ist mitten in einem Urwald, man kann also nicht nur den Ausblick genießen, sondern auch durch den Urwald wandern und Palmen, Kakteen und andere exotische Pflanzen bestaunen.
God's Window |
God's Window |
God's Window |
Auf dem Rückweg hielten wir noch an den Berlin Falls, das sind mit 80 Metern die höchsten Wasserfälle, die es auf der Route gibt. Auch hier gab es nirgendwo einen Zaun oder ähnliches. Man konnte den Wasserfall ganz aus der Nähe bestaunen und sogar seine Füße hinein halten, wenn man wollte.
Berlin Falls |
Den Bourke’s Luck Potholes statteten wir als letztes auch noch einen Besuch ab. Das Gestein ist dort durch den Blyde River zu sehr faszinierenden Formen geschliffen worden. Man sieht überall akkurate Löcher, in denen das Wasser in Strudeln durchfließt und viele kleinere Wasserfälle.
Bourke’s Luck Potholes |
Bourke’s Luck Potholes |
Die Panorama-Route
war definitiv eine der tollsten Touren, die ich in Südafrika gemacht habe. Die
Landschaft ist dort unbeschreiblich schön und vielseitig und vor allen Dingen
noch nicht komplett touristisch überlaufen.
Mehr Fotos von der Panorama-Route findet ihr hier.
Mehr Fotos von der Panorama-Route findet ihr hier.
Themen:
Unterwegs: Afrika
20. August 2014
[Entdeckt] "Reingold" - Cocktailbar im 20er Jahre Stil
Gestern wurde ich in eine sehr tolle Cocktailbar in Berlin
entführt. Ein Kumpel schwärmte mir schon länger vom „Reingold“ vor und gestern
haben wir’s dann nach der Arbeit endlich mal dahin geschafft.
Wenn man nicht weiß, wo die Bar ist, würde man sie
wahrscheinlich kaum finden oder schlicht und einfach übersehen. Ein leuchtendes
Schild an der Hauswand weist zwar darauf hin, dass das Reingold hier ist, man
findet jedoch keine Tür, zumindest keine, die sich öffnen lässt. Stattdessen
steht man vor einer riesigen, gusseisernen Tür ohne Klinke, neben der aber
immerhin ein beleuchtetes „open“-Schild hängt. Und ein kleiner Zettel, auf dem
steht, dass man doch bitte klingeln soll.
Wir klingelten also und kurz darauf wurde uns die Tür auch tatsächlich geöffnet. Aber nicht per elektronischem Türöffner, sondern durch einen Kellner höchstpersönlich. Sein Outfit – weißes Hemd, schwarze Fliege, schwarze Hosenträger – ließ schon ein wenig auf das Ambiente in der Bar schließen. Und tatsächlich war die Bar selbst komplett im 20er Jahre Stil eingerichtet und dekoriert. Das Licht war gedämpft und die dunkelroten Wände mit den großen schwarz-weißen Gemälden erzeugten eine sehr gemütliche Atmosphäre. Im Hintergrund spielte Swing und Chicago-Jazz und man fühlte sich in der Bar vom ersten Betreten an wohl. Keine Hektik, keine zu laute Musik, sondern eine sehr ruhige, entspannte Atmosphäre. Also genau die richtige Location, um einen gemütlichen After-Work-Drink zu genießen.
Die Cocktailkarte ist beachtlich und bietet vor allem mehr
als das typische „Cuba Libre – Sex on the Beach – Long Island Iced Tea“-Angebot.
In vielen Cocktails sind Zutaten zu finden, die man nicht unbedingt in einem
Cocktail erwartet: z. B. Balsamico, Ingwer und Vanillesirup, man kann hier also
auf jeden Fall mal etwas Ausgefalleneres ausprobieren. Zu jedem Cocktail gibt
es außerdem einen kurzen Satz, der den Geschmack beschreibt: „Süß und Bitter
vereinen sich hier zu einer köstlichen Komposition“. Das Auswählen dauert dann
natürlich auch ein bisschen länger, die Kellner lassen einem aber auch alle
Zeit der Welt.
Ich wählte einen Cocktail mit pürierten Himbeeren, Passionsfrucht,
Vanillesirup und Zitronensaft – und war sehr begeistert davon. Meine Begleitung
probierte einen Old Fashioned (an dem man ja bekanntlich viel falsch machen kann)
und war damit auch sehr zufrieden.
Am Ende des Abends musste ich feststellen, dass ich
definitiv wieder kommen werde. :) Sowohl die Cocktails als auch die Atmosphäre haben mich vollkommen überzeugt.
19. August 2014
[Unterwegs] Ein Wochenende in Köln
Im Laufe des letzten Jahres habe ich mehr und mehr den Eindruck
bekommen, dass Köln DIE Stadt schlechthin ist. Zum einen, weil ich vor allem in
Dublin unglaublich viele Erasmus-Studenten aus Köln traf, die mir alle von ihrer
Heimatstadt vorschwärmten. Und zum anderen, weil plötzlich mein halber Freundeskreis
Urlaub in Köln machte. Köln schien also irgendwas Besonderes an sich zu haben.
Grund genug für mich, Köln auf die „Places to visit before I die“-Liste zu
schreiben.
Kurze Zeit später bekam ich dann tatsächlich die
Möglichkeit, Köln einen Besuch abzustatten: Mein Freund war zum Sommerfest
seiner Firma nach Köln eingeladen und durfte mich mitnehmen (als
seelisch-moralische Unterstützung sozusagen ;)).
Wir starteten an einem Freitag, morgens um 7, bei
strahlendem Sonnenschein am Berliner ZOB. Und kamen - dank Stau – 8,5 Stunden
später völlig zerknautscht im verregneten Köln an. Das Wetter hielt uns nicht
davon ab, am selben Tag noch auf Sightseeing-Tour zu gehen. Es gestaltete sich
allerdings ein wenig schwierig, die Spitze des Kölner Doms zu betrachten, ohne dass
einem dabei Regentropfen mitten in die Augen fielen; oder ein Foto zu machen,
auf dem man keine nasse Chaosfrisur hatte. So wirklich begeistern konnte mich
der Dom zu diesem Zeitpunkt noch nicht, auch wenn mir alle im Vorfeld davon
vorgeschwärmt hatten.
Kölner Dom |
Wir setzten unsere Tour Richtung Rhein fort. Ich hatte in
Dublin, Paris und Hamburg bereits Brücken gesehen, an denen Love Locks
angebracht waren, aber die Hohenzollernbrücke in Köln ist einfach der Wahnsinn!
Wir haben bestimmt eine halbe Stunde von der einen Seite zur anderen gebraucht,
weil natürlich jedes Herz, auf dem der eigene Name steht, begutachtet und
kommentiert werden musste. ^^ Und trotz der ganzen Kritik bezüglich Love Locks,
die einem momentan ständig in den Medien begegnet, fand ich die Brücke
unglaublich beeindruckend und vor allem hübsch. So schön bunt und voller
Liebeserklärungen. :)
"Love-Lock-Bridge" |
Eigentlich wollten wir anschließend noch das Kölner
Nachtleben unsicher machen, aber ein plötzlicher Wolkenbruch samt
überschwemmten Straßen hielt uns davon ab, das Hotel noch einmal zu verlassen.
Den nächsten Tag verbrachten wir auf besagtem Sommerfest der
Firma meines Freundes und dort kam ich dann auch endlich in den „Genuss“ (?)
eines Kölsch. Ich bin, was Bier betrifft, sehr wählerisch. Ich bin bayrisches
Bier (Helles) gewöhnt und kann mit Pils und Kölsch geschmacklich einfach nichts
anfangen. Und wer ist bitte auf die Idee gekommen, Bier in 0,2 Gläsern zu
verkaufen? Ein kleines Bier ist (nach bayrischer Definition) ein halber Liter
und ein großes Bier eine Maß. Andere Biergrößen gibt’s nicht. Die Kölner
Bierkultur konnte mich also absolut gar nicht überzeugen.
Köln von oben |
Am letzten Tag besuchten wir nochmal den Dom, dieses Mal bei
besserem Wetter. Da hat er es dann auch geschafft, mich zu begeistern. Die
Architektur mit ihren unzählbaren, filigranen Details ist einfach einzigartig
und atemberaubend!
Bevor wir uns am Nachmittag auf die Rückfahrt nach Berlin
machten, betrachteten wir Köln noch von oben, und zwar von der Terrasse des
Köln Triangle. Das ist das zweithöchste Hochhaus der Stadt, das auf dem Dach
eine Besucherterrasse hat. Von dort hat man einen Wahnsinnsblick über Köln, der
einem die Stadt nochmal aus einer ganz anderen Perspektive zeigt.
Alles in allem kann ich die Berichte meiner Freunde nur bestätigen: Auch wenn Köln mich nicht so umgehauen hat, dass es als zukünftiger Wunschwohnort in Frage kommt, ist die Stadt doch definitiv einen Besuch wert!
Themen:
Unterwegs: Deutschland
16. August 2014
[Low-Budget-Essen] Spaghetti Aglio Olio
Heute gibt es ausnahmsweise mal ein Rezept von mir. :)
Mich überkam heute Mittag ein typisches Samstagsgefühl:
Hunger, aber absolut keine Lust, einkaufen zu gehen. Ich inspizierte den Inhalt
meines Kühlschranks und entdeckte Spaghetti, Knoblauch, Parmesan und Olivenöl.
Also ran an die Spaghetti Aglio Olio. Allerdings aus Mangel an Chili heute mal
mit Paprika.
Zutaten: (für eine Portion)
125g Spaghetti
2 Knoblauchzehen
3 EL Olivenöl
1 rote Paprika
Salz, Pfeffer, Gewürze
Zubereitung:
Die Spaghetti in leicht gesalzenem Wasser mit einem EL
Olivenöl bissfest kochen. Währenddessen die Paprikaschote klein schneiden und die
Knoblauchzehen schälen. Anschließend in einer großen Pfanne 2 EL Olivenöl
erhitzen und den Knoblauch pressen und darin andünsten. Die Paprikawürfel
hinzugeben und kurz anbraten. Die gekochten Spaghetti ebenfalls in die Pfanne
geben, alles gut vermengen und mit Salz, Pfeffer, scharfem Paprikagewürz und italienischen
Kräutern würzen.
Guten Appetit! :)
Das Gericht ist übrigens das perfekte Studentengericht (v.a.
am Ende des Monats. ;)). Die Zubereitung geht schnell, man braucht nur wenige
Zutaten und es ist vor allem richtig günstig.
Themen:
Kochen und Backen
13. August 2014
Berlin im Primark-Fieber
Ich habe meine Mittagspause heute mal wieder auf dem Alex
verbracht. Ich bin dort sehr gerne; zum einen weil dort immer etwas los ist und
zum anderen weil dort oft richtig gute Bands spielen.
Heute war das etwas anders. Ich kam auf den Alex und das
erste, was mir in die Augen sprang, waren Primark-Tüten. Diese hellbraunen
Papiertüten mit der türkisen Aufschrift, die inzwischen wohl in ganz Europa
bekannt sind. Und sie waren nicht nur in der Nähe vom Primark-Eingang zu
finden, nein, sie waren einfach überall. Sie hingen an Kinderwägen, wurden an
Rucksäcke gebunden, in Fahrradkörbe geladen und einfach nur in der Hand getragen.
Egal ob Familienvater, Renterehepaar oder jugendliche Clique: einfach alle
scheinen in Berlin vom Primark-Fieber befallen zu sein, seit die Kette im Juli seine
Filiale auf dem Alexanderplatz eröffnet hat. Wer dort einkauft, kauft nicht ein
einzelnes T-Shirt, sondern kommt mit zwei bis fünf großen, randvollen Tüten
wieder raus.
Primark ist eine irische Textildiscounter-Kette, die seit
2009 auch in Deutschland einigen Filialen betreibt. Was Primark so beliebt und
bekannt macht, sind zum einen die riesigen Läden (der größte hat eine
Verkaufsfläche von 9.300m²) und zum anderen die unglaublich günstigen Preise.
Ich kannte Primark bereits aus Irland (dort heißen die Läden
allerdings Penneys und sind zwar immer gut besucht, aber nie so überlaufen wie
in Deutschland), weswegen mich der Hype darum in Deutschland ziemlich kalt
ließ. Ich wusste, dass es dort alles zu günstigen Preisen gibt (und mit „alles“
meine ich tatsächlich ALLES – egal ob T-Shirt, Duschvorhang, Bettdecke, Koffer
oder Haribo, es gibt dort einfach wirklich alles), ich wusste aber auch, das
die Qualität der Produkte sehr zu wünschen übrig lässt und dass die
Produktionsbedingungen alles andere als gut sind. Meist war mir der Laden
einfach zu voll, sodass ich ihn in Dublin größtenteils mied.
Mit den ersten Werbeplakaten am Alex, die die Eröffnung
einer Filiale im Sommer 2014 ankündigten, entstanden zum einen ein riesiger positiver
Primark-Hype und zum anderen eine Welle des Protests. Vor der zukünftigen
Filiale sah man ständig Menschen mit Papp-Schildern, die auf die schlechten Produktionsbedingungen
der Firma hinwiesen und den Kapitalismus anprangerten.
Ich informierte mich daraufhin ein bisschen über die Firma
und zählte mich schnell zu den Gegnern. Die Firma produziert nicht nur unter miserablen
Arbeitsbedingungen (z.B. in der Fabrik in Bangladesch, die letztes Jahr
einstürzte und tausend Menschen unter sich begrub), sie verwendet auch noch
Materialien, die giftige Gase absondern (aufgrund des Geruchs fallen regelmäßig
Verkäuferinnen, die die Waren auspacken, in Ohnmacht). Auch in den Medien wurde
der Primark-Hype oft thematisiert und von allen Seiten beleuchtet.
Umso mehr schockierte es mich heute, dass man unter der
Woche zur Mittagszeit fast anstehen muss, um in den Laden zu kommen. Er war
überfüllt mit Menschen, die nicht nur mal eben ein T-Shirt kauften, sondern die
sich - bis unters Kinn mit Klamotten beladen – einen Weg durch den die
Menschenmassen bahnten, um noch mehr Schnäppchen zu ergattern. Der Boden war
bedeckt mit Kleidungsstücken, die heute Abend garantiert im Müll landen. Die
Security am Eingang hatte Mühe, den Ein- und Ausgang frei zu halten. Vor dem
Laden saßen überall Menschen, umgeben von riesigen Tüten und packen Klamotten von
einer Tasche in eine andere oder zogen sie gleich an. (Nicht, ohne sie davor
komplett mit Deo einzusprühen – gegen den synthetischen Geruch. Seriously?) Ein
junger Mann stand ein wenig verzweifelt neben seinen beiden weiblichen
Begleitungen, die ihm voller Begeisterung ihre Errungenschaften präsentierten
und fragte genervt „Wollten wir nicht eigentlich vor zwei Stunden
Fernsehturm-Tickets kaufen?“.
Themen:
Daily Life
12. August 2014
World Elephant Day
Aus gegebenem Anlass werde ich heute mal über Elefanten
schreiben. ^^ Nein, das ist kein Scherz, denn heute ist tatsächlich World
Elephant Day. :)
Ich bin ganz vernarrt in Elefanten, seit ich im Sommer 2011
einige Monate in einem Nationalpark in Südafrika gearbeitet hab und dort
täglich Elefanten gesehen hab. Damals hatte ich meine erste Begegnung mit
diesen beeindruckenden Tieren schon auf der Fahrt vom Flughafen ins Camp. Wir
hatten die Fenster unten, weil es draußen schön warm war und fuhren langsam
durch den Nationalpark. Ich war ganz vertieft in das Gespräch mit dem Fahrer
und hatte gar nicht mitbekommen, dass ein Elefant schon seit einiger Zeit neben
uns her lief und uns musterte. Erst als er mich neugierig (und vorwurfsvoll?)
mit dem Rüssel an der Schulter anstupste, bemerkte ich ihn. Ich bin
fürchterlich erschrocken, weil ich überhaupt nicht damit gerechnet hatte, hier
(am Rand vom Park) schon Tieren zu begegnen. Und außerdem hatte ich Elefanten
bis dato nur im Zoo und im Zirkus gesehen. Mein Fahrer fand das unglaublich
lustig und beruhigte mich. Elefanten seien zwar sehr gefährliche Tiere, aber
dieser hier sei noch jung und nur verspielt und neugierig. Der darauffolgende
Satz „unser Auto kann er trotzdem problemlos aufs Dach drehen“, ließ meinen
Respekt vor dem Elefanten wieder deutlich wachsen. Ich war froh, als er uns
nicht länger folgte, weil mir die Begegnung doch einen ordentlichen Schrecken
eingejagt hatte.
Der Respekt vor diesen Tieren ist während meiner Zeit in Afrika immer geblieben, doch dazu kam eine unbeschreibliche Bewunderung und Liebe.
Nach dieser ersten Begegnung hab ich Elefanten so gut wie täglich in freier Wildbahn gesehen. Schon morgens beim Frühstück gesellte sich oft eine Herde zu uns und beobachtete uns aus reichlichem Abstand. Und auch auf unseren Kontrollfahrten durch den Park begegneten wir ihnen überall. Oft einzelnen Elefantenbullen, die sich kaum für uns interessierten, oft aber auch Herden mit Jungtieren, die sich uns sofort neugierig näherten.
Meine Bewunderung für diese Tiere wuchs mit jedem Bisschen, das ich über sie lernte. Elefanten sind sehr soziale Tiere und in ihrem Lebensablauf dem Menschen sehr ähnlich (sie kommen sogar in die Pubertät ^^). Außerdem haben sie ein unvorstellbares Erinnerungsvermögen und gehören zu den klügsten Säugetieren. Sie können auch miteinander kommunizieren, in dem sie „Grummelgeräusche“ in ihrem Bauch erzeugen, die kilometerweit von anderen Elefanten gehört werden können.
Abgesehen von diesen beeindruckenden Fähigkeiten macht es
einfach Spaß einem Elefanten in freier Wildbahn zuzugucken. Egal bei was, diese
Tiere sind einfach faszinierend. (Ich glaub, man kann das erst so wirklich verstehen,
wenn man einmal miterlebt hat, wie ein Elefant von Baum zu Baum geht und
überall ein Blatt probiert, aber scheinbar keins findet, das ihm schmeckt.
Daraufhin steuert er kurzerhand auf den höchsten Baum zu und rennt so lange mit
seinem Kopf dagegen, bis dieser umknickt und der Elefant die Blätter von ganz
oben essen kann. Genau eins hat er davon probiert, dann ist er (scheinbar
unzufrieden) zum nächsten gegangen. Der Baum lag quer über die Straße und wir
mussten unsere Tour abrechen und die Straße erstmal frei räumen lassen. True
Story.)
Die eine oder andere Begegnung mit Elefanten wurde aber auch richtig
gefährlich. Man darf nicht vergessen, dass sie trotz ihrer scheinbar lieben Art
immer noch wilde Tiere sind und der Mensch sie seit Urzeiten gejagt hat. Ein Auto
in ihrem Lebensraum ist ein Feind und das haben uns vor allem Muttertiere oft
spüren lassen, wenn sie Jungtiere dabei hatten und sich durch das Auto bedroht fühlten.
Ein wütender Elefant, der mit angelegten Ohren auf einen zu rennt, ist das
angsteinflößendste, was ich je gesehen habe. Glücklicherweise gingen diese
Angriffe immer gut für uns aus, weil unser Guide es schaffte, den Elefanten zu
beruhigen.
Als ich wieder in Deutschland war, fehlte mir ganz
Afrika, aber mit Abstand am meisten vermisste ich die Elefanten. Mein Zimmer
ist voller Fotos (die besten davon landen auch bald hier in einem Album) und
wenn man mit mir in den Zoo geht, kann man davon ausgehen, dass man nicht viel
weiter als bis zum Elefanten-Gehege kommt. ;) Hier gibt's übrigens noch mehr Elefanten-Fotos von meiner Zeit in Afrika.
Themen:
Unterwegs: Afrika
11. August 2014
New Home
In meinem letzten Post hatte ich ja schon erwähnt, dass ich
beschlossen hab, länger in Berlin zu bleiben.
Da ich mein erstes WG-Zimmer nur zur Zwischenmiete für ein
halbes Jahr hatte, musste ich also Ende Juli umziehen. Ich finde Umzüge
eigentlich immer sehr spannend. Zum einen weil ich neugierig auf die neue Wohnung
und die neuen Mitbewohner bin und zum anderen weil ich gerne neue Städte oder
Stadtteile kennen lerne.
Obwohl ich mich also auf meinen Umzug gefreut hab, war die letzte
Nacht in meiner alten WG dann aber trotzdem nicht ganz leicht. Das ist schon
ein komisches Gefühl, wenn das Zimmer schon fast leer geräumt ist, alle Fotos
und Poster abgehangen wurden und es plötzlich ganz schrecklich hallt, wenn man
einen Schritt durchs Zimmer macht. Ich konnte ewig nicht einschlafen und hab
drüber nachgedacht, was ich alles in diesem Zimmer erlebt hab. In jedem
Zentimeter des Zimmers steckte eine Erinnerung an vergangene Tage. Zum Beispiel
in dem Kronkorken, den ich beim Packen unterm Bett gefunden hab. Wohl von einem
der vielen Feierabend-Biere, die ich mir hier mit guten Freunden gegönnt hab.
In der Zigaretten-Schachtel, die ungeöffnet auf dem Schrank lag, weil ich sie
bei meinem Einzug dort platziert hatte, mit dem Vorsatz, sie nicht mehr
anzufassen. (Was ich entgegen aller Erwartungen auch geschafft habe. :D Ich habe
sie für meinen Nachmieter dort liegen gelassen. ^^) In dem Fensterbrett, auf
dem ich so oft saß, um den Kopf frei zu bekommen. In der Delle an der Wand,
gegen die ich ein Hardcover-Buch geworfen hatte, um meinem Mitbewohner
mitzuteilen, dass ich um 4 Uhr morgens ein Recht auf Schlaf habe und er seine
Party bitte beenden soll. In dem Fleck auf dem Teppich, der bei einem meiner
regelmäßigen Serienabende entstanden ist, weil ich es einfach nicht lassen
kann, meine Spaghetti vor dem Fernseher zu essen. Überall Erinnerungen an die
letzten sechs Monate.
Und dann war plötzlich der nächste Tag da. Aufstehen,
Arbeit, Umzug. Die letzte Tasche wurde ins Auto gepackt, mit ganz viel
Quetschen ging dann auch die Kofferraumklappe zu und ab ging’s Richtung neue Wohnung.
Natürlich nicht ganz sorglos. Ich kannte meine neuen Mitbewohner noch nicht.
Wer weiß wie die sind, wie die leben, ob wir miteinander klarkommen.
Ich klingelte mit einem etwas mulmigen Gefühl im Bauch, die
Tür ging auf und vier Leute erwarteten mich gut gelaunt in der Küche. „Hallo,
wer bist du, was machst du, schön dass du da bist!“ – „Du hast bestimmt viel
Gepäck; komm, ich helf‘ dir ausladen.“ – „Hast du Lust auf Inglourious
Basterds? Gleich kommen ein paar Freunde vorbei und wir machen einen DVD-Abend.“
Ich musste Lachen und die Gedanken, die mich auf der Fahrt noch beschäftigt
hatten, verschwanden sofort.
Es wurde ein richtig schöner Abend. Das Auspacken musste ich
auf den nächsten Tag verschieben, weil wir uns nach den Filmen bei Kuchen und Wein noch verquatscht
haben. J
Ich hab mich selten gleich am ersten Tag so wohl gefühlt in
einer neuen Wohnung. Auch jetzt – nach einer Woche – ist immer noch alles
bestens und ich bin fleißig dabei, meine neue Wohngegend zu erkunden. J
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