In meinem letzten Post hatte ich ja schon erwähnt, dass ich
beschlossen hab, länger in Berlin zu bleiben.
Da ich mein erstes WG-Zimmer nur zur Zwischenmiete für ein
halbes Jahr hatte, musste ich also Ende Juli umziehen. Ich finde Umzüge
eigentlich immer sehr spannend. Zum einen weil ich neugierig auf die neue Wohnung
und die neuen Mitbewohner bin und zum anderen weil ich gerne neue Städte oder
Stadtteile kennen lerne.
Obwohl ich mich also auf meinen Umzug gefreut hab, war die letzte
Nacht in meiner alten WG dann aber trotzdem nicht ganz leicht. Das ist schon
ein komisches Gefühl, wenn das Zimmer schon fast leer geräumt ist, alle Fotos
und Poster abgehangen wurden und es plötzlich ganz schrecklich hallt, wenn man
einen Schritt durchs Zimmer macht. Ich konnte ewig nicht einschlafen und hab
drüber nachgedacht, was ich alles in diesem Zimmer erlebt hab. In jedem
Zentimeter des Zimmers steckte eine Erinnerung an vergangene Tage. Zum Beispiel
in dem Kronkorken, den ich beim Packen unterm Bett gefunden hab. Wohl von einem
der vielen Feierabend-Biere, die ich mir hier mit guten Freunden gegönnt hab.
In der Zigaretten-Schachtel, die ungeöffnet auf dem Schrank lag, weil ich sie
bei meinem Einzug dort platziert hatte, mit dem Vorsatz, sie nicht mehr
anzufassen. (Was ich entgegen aller Erwartungen auch geschafft habe. :D Ich habe
sie für meinen Nachmieter dort liegen gelassen. ^^) In dem Fensterbrett, auf
dem ich so oft saß, um den Kopf frei zu bekommen. In der Delle an der Wand,
gegen die ich ein Hardcover-Buch geworfen hatte, um meinem Mitbewohner
mitzuteilen, dass ich um 4 Uhr morgens ein Recht auf Schlaf habe und er seine
Party bitte beenden soll. In dem Fleck auf dem Teppich, der bei einem meiner
regelmäßigen Serienabende entstanden ist, weil ich es einfach nicht lassen
kann, meine Spaghetti vor dem Fernseher zu essen. Überall Erinnerungen an die
letzten sechs Monate.
Und dann war plötzlich der nächste Tag da. Aufstehen,
Arbeit, Umzug. Die letzte Tasche wurde ins Auto gepackt, mit ganz viel
Quetschen ging dann auch die Kofferraumklappe zu und ab ging’s Richtung neue Wohnung.
Natürlich nicht ganz sorglos. Ich kannte meine neuen Mitbewohner noch nicht.
Wer weiß wie die sind, wie die leben, ob wir miteinander klarkommen.
Ich klingelte mit einem etwas mulmigen Gefühl im Bauch, die
Tür ging auf und vier Leute erwarteten mich gut gelaunt in der Küche. „Hallo,
wer bist du, was machst du, schön dass du da bist!“ – „Du hast bestimmt viel
Gepäck; komm, ich helf‘ dir ausladen.“ – „Hast du Lust auf Inglourious
Basterds? Gleich kommen ein paar Freunde vorbei und wir machen einen DVD-Abend.“
Ich musste Lachen und die Gedanken, die mich auf der Fahrt noch beschäftigt
hatten, verschwanden sofort.
Es wurde ein richtig schöner Abend. Das Auspacken musste ich
auf den nächsten Tag verschieben, weil wir uns nach den Filmen bei Kuchen und Wein noch verquatscht
haben. J
Ich hab mich selten gleich am ersten Tag so wohl gefühlt in
einer neuen Wohnung. Auch jetzt – nach einer Woche – ist immer noch alles
bestens und ich bin fleißig dabei, meine neue Wohngegend zu erkunden. J
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