28. August 2014

Der Versuch, Denkanstöße über moderne Straßenkunst zu vermitteln

Wie kann man heute gesellschaftskritische Denkanstöße vermitteln, die nicht in der Flut von Nachrichten, Social Media Posts und Plakaten untergehen? Wie kann man mit geringen Mitteln eine politkritische Aktion starten, die viel Aufmerksamkeit erregt und ein großes Medienecho erzeugt?

Diese und ähnliche Fragen beschäftigten wohl den deutschen Lichtkünstler Oliver Bienkowski, als er 2008 seine erste Aktion realisierte. „Wer soll das bezahlen, wer hat das bestellt, wer hat so viel Pinke-Pinke, wer hat so viel Geld?“ – diesen Schriftzug projizierte Bienkowski damals an das Gebäude der Hypo Real Estate in München. Anlass war die Banken- und Finanzkrise und Ziel der Aktion war es, öffentlich Kritik an den Banken zu üben.
Wer soll das bezahlen?
Quelle: Augsburger Allgemeine
In den nächsten Jahren folgten ähnliche Aktionen: 2013 strahlte er den Slogan „United Stasi of America“ an die US Botschaften in Berlin, Düsseldorf und Frankfurt, einige Monate später „NSA in da House“ mitsamt einem Portrait von Barack Obama, als Reaktion auf die NSA-Spionageaffäre. Gegen den Waffenhandel protestierte er, indem er „Thanks No TANKS to Saudi Arabia“ ans Kanzleramt projizierte und gegen Tierquälerei mit dem Slogan „Zoos are animal prisons“ an einem Zoo in Kopenhagen.
Er selbst nennt seine Lichtkunst moderne Streetart, eine Form der Kunst mit gesellschaftskritischer Botschaft. Neumodisches Graffiti sozusagen.
United Stasi of America
Quelle: interaksyon.com
NSA in da House
Quelle: rt.com
Die Projektionen bleiben meist höchstens fünf Minuten auf der Fassade, dann werden sie polizeilich untersagt. Doch Bienkowski reicht das. Für ihn steht nicht die Aktion selbst im Vordergrund, sondern die anschließende Kommunikation über Onlinemedien und Social-Media-Kanäle. Sein Team filmt die Projektion und stellt die Videos anschließend auf Youtube und andere Social Media Portale. Doch dort scheinen sie sich noch nicht so gut zu verbreiten wie erwünscht. In letzter Zeit berichteten zwar auch Leitmedien und sogar ausländische Medien über seine Aktionen, doch wirklich bekannt sind diese trotzdem noch nicht.
Kein Grund für ihn, damit aufzuhören. Er sieht in diesen Botschaften eine Möglichkeit, Menschen zu erreichen, auf Missstände aufmerksam zu machen und den Diskurs darüber anzuregen. Und vielleicht hat er damit Recht. Vielleicht brauchen wir eher aussagekräftige Slogans als seitenlange Artikel; vielleicht brauchen wir Aktionen, die anders sind und auffallen, statt immer die gleichen Brot-für-die-Welt- und PETA-Plakate, um wirklich etwas zu verändern. Vielleicht sind gerade die Leute entscheidend, die vor den Projektionen neugierig stehen bleiben und darüber schmunzeln müssen; auch wenn das nur ein paar sind.

Was immer man von den Aktionen halten mag, eins ist auf jeden Fall sicher: Lichtprojektionen sind die friedlichsten und unaufdringlichsten Protestaktionen seit langem. Und wer die Botschaft nicht versteht, für den sind sie wenigstens hübsch anzuschauen.

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